«Aktuell ist ein starkes Engagement an zahlreichen Fronten gefordert»
Anfang Juni 2021 hat Stefan Wabel die Geschäftsleitung des Verbands SCHWEIZER MEDIEN (VSM) übernommen. Im Interview mit Mike Weber, Director of Marketing and Sales, erklärt er, welche Projekte er als Erstes in Angriff nehmen will, worin er derzeit die grössten Herausforderungen für sich selbst und die Medienhäuser sieht, welche KPIs noch fehlen und welche Erwartungen er an die WEMF stellt.
Guten Tag Stefan Wabel, herzliche Gratulation zu Ihrer neuen Position als Geschäftsleiter des Verbands SCHWEIZER MEDIEN. Welche Tasks stehen bei Ihnen derzeit ganz oben auf der To-do-Liste?
Zum einen bin ich dabei, mir möglichst schnell einen umfassenden Überblick über die diversen Dossiers des VSM zu verschaffen – und das ist eine ganze Menge an spannenden Aktivitäten. Zum anderen ist das Thema Medienpolitik und dabei insbesondere das Medienpaket omnipräsent. Auch nach der deutlichen Zustimmung des Parlaments für das wichtige Unterstützungspaket zugunsten der Medien gibt es hier noch viel zu tun.
Welches sind die für Sie entscheidendsten Unterschiede im Vergleich zu Ihrer früheren Tätigkeit als Verlagsleiter der Schaffhauser Nachrichten?
Ich schaue mir nicht mehr täglich Umsatz- und Absatzzahlen an. Das heisst aber nicht, dass wir beim Verband nur Zuschauer wären. Denn um gute Rahmenbedingungen zu schaffen, ist aktuell ein starkes Engagement an zahlreichen Fronten gefordert.
Wo zum Beispiel?
In der Medienpolitik, im Gattungsmarketing, beim Thema Medienkompetenz oder als Vertreter unserer Mitglieder in den unterschiedlichsten Gremien und Organisationen der Branche.
Und worin bestehen aktuell die grössten Veränderungen und Herausforderungen für die Verlagsbranche?
Einfach ausgedrückt: Das bisherige Geschäftsmodell ist infrage gestellt und die Medienhäuser befinden sich in einem umfassenden Change-Prozess.
Das tönt spannend, können Sie das noch etwas weiter ausführen?
Die Transformation von Print zu Digital ist in vollem Gange und da kommen die unterschiedlichsten Fragestellungen auf die Medienhäuser zu, sowohl im Werbe- als auch im Nutzermarkt, im Bereich des Leistungsschutzrechts oder des Datenschutzes, in der Medienforschung, in der Medienpolitik usw. Hier kann und soll ein starker Verband mithelfen, diese Herausforderungen erfolgreich zu gestalten.
Mit der Einführung der Kontakt- und Titelqualitäten und der Psychografiestudie MACH Values stehen für dieses Jahr zwei wichtige Neuerungen im MACH-Forschungssystem der WEMF an. Welchen konkreten Nutzen versprechen Sie sich davon für die Medienanbieter?
Ich sehe sowohl für den Werbe- als auch für den Nutzermarkt sehr spannende Möglichkeiten. Zum einen können die Medienanbieter ihren Werbekunden neue und insbesondere auch qualitative Kennzahlen zu ihren jeweiligen Titeln bieten. Das hilft in der Mediaplanung, um zielgruppengerecht kommunizieren zu können. Zum anderen ergeben sich aus diesen neuen Werten sicherlich auch viele spannende und hilfreiche Erkenntnisse fürs Lesermarketing und für die Arbeit in den Redaktionen.
Gibt es weitere KPIs, welche die Marktbearbeitung für Medienunternehmen deutlich erleichtern würden, die aber derzeit noch fehlen?
Eine spannende Fragestellung ist, wie inskünftig digitale Angebote weiterhin und noch umfassender im WEMF-Produktportfolio abgebildet werden können.
Am 7. Juni 2021 wurden Sie als neues Mitglied in den Verwaltungsrat der WEMF gewählt (Medienmitteilung). Welche Anforderungen stellen Sie in dieser Funktion an das Joint Industry Committee (JIC)?
Die WEMF hat diverse Initiativen beschlossen, um sich den veränderten Bedürfnissen des Marktes anzupassen. So soll zum Beispiel die bestehende Mediendatenbank der WEMF durch neue Funktionalitäten noch umfassender werden. Solche Initiativen sind für die WEMF zentral und sollen nun mit Konsequenz umgesetzt werden.
Inwiefern unterscheiden sich diese Erwartungen von denjenigen, die Sie als VSM-Geschäftsleiter an die WEMF haben?
Die Erwartungen sind deckungsgleich: Eine erfolgreiche WEMF, die für den Markt relevante und anerkannte KPIs bereitstellt, ist sowohl für die Medienanbieter als auch für die Werbeauftraggeber essenziell. Und das ist für die Gattung Print von zentraler Bedeutung. Gerne bringe ich mich mit meiner langjährigen und breiten Medienerfahrung im WEMF-VR ein.
Wo hat die WEMF noch Optimierungspotenzial?
Wie bereits erwähnt: die Medienbranche steht in einem gewaltigen Transformationsprozess. Für die WEMF ist wichtig, dass sie nicht stehen bleibt, sondern sich ebenfalls den veränderten Bedürfnissen der Medienanbieter und Werbeauftraggeber anpasst. Mein Eindruck ist, dass das aktuell ganz gut funktioniert.
Vielen Dank für diese interessanten Ausführungen und Anregungen.
Zur Person
Stefan Wabel hat Anfang Juni 2021 die Geschäftsleitung des Verbands SCHWEIZER MEDIEN (VSM) übernommen und war davor seit 2014 Verlagsleiter der Regionalzeitung «Schaffhauser Nachrichten» und stellvertretender Unternehmensleiter des Medienhauses «Meier + Cie AG Schaffhausen». Stefan Wabel bringt langjährige Erfahrung im Medienmanagement mit und ist seit Juni 2021 Mitglied im WEMF-Verwaltungsrat.